Schwuler Mäusealarm in Japan Bizarre Forschung oder Lichtblick für Schwule mit Kinderwunsch?
Kommentar
Der digitale Presse-Blätterwald raschelt spannungsvoll und schuld daran sind zwei Mäuse! Die beiden behaarten Herren fressen sich nicht etwa durch die Auslegware eines Zeitungskiosks, sondern sind selbst zum Mittelpunkt des Interesses geworden, weil die beiden biologischen Mäusemänner erstmals Väter eines Mäuse-Babys geworden sein sollen. Die frohe Kunde erklang seitens der japanischen Osaka-Universität und wandert gerade wie ein Lauffeuer, pardon, wie eine Mäusearmee natürlich, um die Welt.
Paukenschlag in der Mäusewelt
Nicht mehr lange und die Auswirkungen werden überall erkennbar sein! Die „Sendung mit der Maus“ wird sich des blauen Elefanten entledigen – ein Kerl mit stets blauem Rüssel ist nun wirklich old school, ziemlich cis und sowas von gestern. Mickey Mouse ist künftig bei gewünschtem Zuwachs im Mäusestaat nicht mehr auf den Willen der Disney-Zeichner angewiesen. Und Bernard und Bianca, die Mäusepolizei, werden sich künftig mit spannenden Vaterschaftsklagen befassen müssen.
Zwei biologische Väter, eine Finte?
Für eine Veröffentlichung in einem wissenschaftlichen Fachblatt reichte die Sensation übrigens noch nicht aus, aber bei der Vorstellung der beiden Mäuseväter in London waren alle Beteiligten bis zu den Mäuseschwanzspitzen eifrig begeistert. Die Schlagzeile war geboren: Die Mäuse-Babys mit zwei biologischen Vätern. Gut, streng genommen stimmt das gar nicht und ist eine schlichte Falschmeldung, aber so genau wollen wir das nicht nehmen bei so einer zuckersüßen Nachricht.
Die japanischen Forscher jedenfalls wandelten laut Eigenaussage die Hautzellen männlicher Mäuse in weibliche Eizellen um. Diese Eizellen wurden dann mit Mäusesperma befruchtet und dann – aufgepasst – wurden die Embryos von einer weiblichen Maus ausgetragen. Es bedarf also nach wie vor doch irgendwie einem Weibchen beziehungsweise einer weiblich gelesenen Maus oder einer Maus mit Uterus, damit aus dem frisch geklöppelten Zellhaufen ein lebendiges Wesen entstehen kann. Zudem sei vielleicht noch erwähnt, dass selbst die Produktion des Embryos nur funktionieren konnte, weil – bitte erneut aufgepasst! – die Wissenschaftler eine weibliche Eizelle nachahmten.
Keine Überlebensrate - ach, egal!
Ansonsten ist allerdings alles wie immer, die Mäuseherren haben zur weiteren Geburt nichts mehr beigetragen, rauchten wahrscheinlich, sich selbst umjubelnd, eine Mäusezigarre Marke Mausolito und werden jetzt als die großen Helden gefeiert. Ach, gesagt wäre vielleicht noch, dass die Überlebensrate von so entwickelten Mäuse-Babys bei gerade einmal einem Prozent liegt – von 630 in Mäuseleihmüttern eingepflanzten Embryos überlebten also gerade einmal sieben. Aber auch das trübt natürlich die Feierlaune nicht, denn schon fragt man sich siegessicher, wann die Technik einmal auf den Menschen übertragen werden könnte.
Schwules Vaterglück?
Und tatsächlich ist mancherorts bereits zu lesen, dass irgendwann vielleicht auch schwule Paare dann in der Lage wären, zusammen auf diese Weise Kinder zu bekommen. Bleibt es bei dieser Quote, würde dies zwar bedeuten, dass im Durchschnitt 99 Kinder tot auf die Welt kommen oder zeitnah nach der Geburt sterben müssen, bevor das Hundertste dann der stolze Nachkomme von zwei schwulen Männern sein darf, aber das sind wahrscheinlich nur kleinliche Gedanken auf dem Weg zur vollkommenen Gleichstellung der Geschlechter.
Bisher hat seltsamerweise auch noch kein Ketzer die simpelste aller Fragen gestellt: Wozu zum Teufel muss sowas überhaupt erforscht werden? Der internationale Verein der Mäusefeministinnen, kurz VEMMA, lässt indes höflich aber bestimmt anfragen, ob künftig nicht doch besser weibliche Rattendamen als Leihmütter verwendet werden könnten. Eine Antwort seitens der japanischen Universität steht allerdings noch aus.